Der Ablauf

Der Ablauf der Kirchweih ist im Prinzip in ganz Franken sehr identisch. Nur finden viele Programmpunkte nicht mehr überall statt. An manchen Orten wird zwischen einer einfachen Kirchweih und einer umfangreicheren Plankirchweih unterschieden. Generell hat sich der Ablauf der seit dem Hochmittelalter nachgewiesenen Kirchweihen über die Jahrhunderte sehr verändert. Früher fand diese nur in den Dörfern mit Kirchen statt. Hier wurde dann die Verwandtschaft aus allen umliegenden Orten zum Essen zuhause eingeladen und die öffentlichen Festivitäten bestanden oft nur aus dem Besuch des Kirchweihgottesdienstes. Auch heute noch gibt es kleine Unterschiede beim Ablauf zwischen katholischen und evangelischen Orten oder je nach Herrschaft. Früher sollen diese Unterschiede deutlicher gewesen sein. Man geht davon aus, dass sich die Kirchweih in ihrer heutigen Form seit dem 19. Jhd. so entwickelt hat.

In Unterfranken beginnt Kirchweih die oft erst am Samstag und erstreckt sich teilweise über mehr als eine Woche bis zum nächsten Sonntag. In manchen Regionen Frankens ist die Nachkirchweih am Wochenende nach der eigentlichen Kirchweih relativ weit verbreitet. So kann sich die Kirchweih dort in Einzelfällen auch schon mal über etwa zwei Wochen erstrecken. Die Zuordnung der Programmpunkte zu den Wochentagen variiert teilweise von Ort zu Ort.

In katholischen Gegenden Franken finden mancherorts, wenn es zwei Kirchen oder Kapellen gibt, im Jahresverlauf zwei Kirchweihen statt von denen meist eine als größere oder Hauptkirchweih gefeiert wird.

Der Regelfall ist die Kirchweih von Donnerstag bis Montag. Diesen Ablauf wollen wir hier als grobes Muster exemplarisch skizzieren.

Donnerstag

Einholen des Planbaumes

Das Einholen des Planbaumes ist oft mit einem einem kleinen Umzug durchs Dorf verbunden.

Gerne werden Planbäume auch schon mal von benachbarten Kirchweihgesellschaften geklaut und müssen dann, meist mit Bier, wieder ausgelöst werden. Eine mutwillige Beschädigung fremder Planbäume gilt als Unsitte und schadet dem Ansehen der Kichweihgesellschaft der Täter.

Antrinken

Das Antrinken findet i.d.R. eher im kleineren Kreis der Kirchweihgesellschaft in einer Gastwirtschaft verbunden mit dem Bewachen des Planbaums statt. In manchen Orten findet in diesem Rahmen auch das erste Kirchweihessen mit jeweils regionaltypischen Gerichten statt.

Freitag

Aufstellen des Planbaums

Oft schon unter großer Anteilnahme der Bevölkerung durchgeführt, ist das Aufstellen des Planbaums in vielen Orten der erste größere Programmpunkt.

Kirchweihtanz

Abends findet in der Regel eine erste Tanzveranstaltung statt.

Samstag

Ständchen

Vormittags beginnt das Ständala (Ständchen), welches manchmal bis in den Abend hinein andauert. Hier zieht die Kirchweihgesellschaft mit einer meist etwas kleineren Blasmusikformation von Haus zu Haus durchs Dorf und tanzt vor diesen Volkstänze. Traditionell handelt es sich um Fränkische Volksmusik, oft auch um Böhmische oder Bayerische Blasmusik oder um zeitgenössisches Repertoire. An manchen Orten zieht nur noch die Blasmusik durchs Dorf. Die umherziehende Gesellschaft bittet um Geldspenden und bietet Bier aus dem Gießer, der Gießkanne, an. Ihnen werden von der Bevölkerung Schnaps oder auch kleine Speisen gereicht. Es kommt vor, dass die Kirchweihgesellschaft versucht Wegezoll einzutreiben. Dies ist natürlich nicht legal und führt gelegentlich zu Streitigkeiten.

Kirchweihpredigt

Die Kirchweihpredigt erzählt u.a. von den besonderen und den lustigsten Ereignissen und Streichen des vergangenen Jahres. In der Regel findet diese im Rahmen einer Festveranstaltung am Nachmittag statt.

Kirchweihtanz

Samstagabend findet in der Regel eine zweite Tanzveranstaltung statt, die oftmals auch mit unterschiedlichen Einlagen der Kirchweihgesellschaft verbunden ist.

Sonntag

Kirchweihgottesdienst

Üblicherweise besucht die Kirchweihgesellschaft am Sonntagvormittag den Gottesdienst, der an vielen Orten auch bewusst als Kirchweihgottesdienst gestaltet und begangen wird.

An manchen Orten gibt es danach einen Frühschoppen mit Blasmusik oder Gesangseinlagen der örtlichen Chöre.

Betzen austanzen

Das Betzen austanzen ist vor allem in Mittelfranken verbreitet. Hier tanzen die Paare solange im Kreis mit einem Strauß, bis ein Wecker klingelt. Der „Betz“ (Schafbock) gehört dann dem Paar, das gerade den Blumenstrauß in Händen hält.

Hahnenschlag

Der Hahnenschlag ist auch heute noch relativ weit verbreitet. Man schlägt heute natürlich nicht mehr auf einen Hahn sondern auf Ton-Blumentöpfe oder ähnliches. Mit dem Hahnenschlag sind unterschiedliche weitere Bräuche verbunden.

Kinderkirchweih

Sofern es auch eine Kinderkirchweihgesellschaft gibt, so finden mit dieser separate Aufführungen oder eine eigene Tanzveranstaltung am Nachmittag statt.

Montag

Beerdigung der Kirchweih

Die Beerdigung, die Leich, ist eine höchst theatralische und emotionale Veranstaltung, welche das traurige Ende der Kirchweih verkündet.

Weitere Programmpunkte

In vielen Orten gibt es auch einen begleitenden Rummel der Schausteller. An anderen Orten gibt es noch mehr Programmpunkte im Ablauf der Kirchweih, wie z.B. die Abholung der Kirchweihmädchen, mehr spezielle Kirchweihessen in den Gastwirtschaften oder Fußballturniere. Wir haben uns an dieser Stelle auf die wichtigsten und meist verbreiteten Programmpunkte beschränkt.